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Lebende Ware aus dem Armenviertel (Süddeutsche Zeitung, 26. November 2020; Teil 1 - Teil 2)
"Große Gefühle, Action und viel indischer Flair: Der fünfte Band der Kashmir-Saga hat alles, was die Fans an der Reihe so lieben. Doch diesmal muten die Autorinnen ihrem Publikum mehr zu als sonst. Das liegt auch an dem verstörenden Thema der Geschichte. (...) Die Autorinnen beweisen großes Feingefühl im Umgang mit diesem schwierigen Thema. Die Reaktionen des traumatisierten Waisenjungen Moussa, der seinen Peiniger auf einem Zeitungsfoto wiedererkennt, werfen ein Schlaglicht auf die seelischen Qualen der Opfer, ohne auch nur ein explizites Detail der widerlichen Verbrechen ans Licht zu zerren. Dafür werden mit umso mehr Wucht die gutbürgerlichen Fassaden der Täter niedergewalzt und ihre emotionale Verrohung grell ausgeleuchtet."
Ein Lied in der Nacht - Band V der dramatischen Kashmir-Saga (tredition)
Spannend, vielseitig, tiefgründig
mabuerele, 5. November 2020 (5/5)
„...Das Leben ging stets weiter. Was sich nicht ändern ließ, damit musste man klarkommen, egal wie. Man musste nach jedem Fall und jedem Schicksalsschlag wieder aufstehen, um weiterzumachen, immer...“
Diese Gedanken gehen Raja durch den Kopf, als er von seinem Ferienhaus seine Frau Sita und die kleine Tochter Rani im Garten beobachtet. Noch ahnt er nicht, dass diese Worte sich für ihn wie ein roter Faden durch die kommenden Wochen ziehen werden.
Währenddessen hat Vikram für sein Kinderheim Rizwan Padar als neuen Wachmann eingestellt, nachdem er seine Vita auf Herz und Nieren geprüft hat.
„...Ich will kein Opfer mehr sein...“
Diese Worte sind für Vikrams Frau Sameera der Ausgangspunkt, um einen Kurs in Selbstverteidigung zu belegen und bei Vikram Schießunterricht zu nehmen. Zu schnell wird man im Kashmir als Frau zum Opfer.
Die Autorinnen haben erneut eine fesselnde und abwechslungsreiche Geschichte geschrieben. Die Handlung spielt in der nahen Gegenwart und bettet die politischen Verhältnisse in Indien und insbesondere der Provinz Kashmir mit ein.
Der Schriftstil passt sich perfekt den Gegebenheiten an.
Die Geschichte beginnt bei beiden Familien eher besinnlich und ruhig. Ab und an gibt es kurze Rückblenden zum vorhergehenden Band. Die Wunden von damals müssen noch heilen, vor allem die seelischen.
Raja und Sitas Reise nach Agra lässt vor meinen Augen die Erhabenheit des Taj Mahal entstehen.
Weihnachten begehen Sita und Raja wie gewohnt bei Sameera und Vikram im Kinderheim. Es ist eine liebgewordene Gewohnheit, dass am Abend Lichter angezündet werden und dazu ein Wunsch geäußert wird. Der letzte lautet:
„...Deshalb zünden wir auch in diesem Jahr ein Licht für neue Freunde und Familienmitglieder an – und sind gespannt, wen es zu uns bringen wird...“
Später besuchen Sameera und Vikram ihre Freunde in Pune. Bei dem Besuch eines Cafes gibt es die Möglichkeit, für Ameera aus dem Kinderheim ein Praktikum zu vereinbaren. Backen ist ihre große Leidenschaft.
Doch das Leben hat auch seine Schattenseiten. Nach einem Attentat nimmt Vikram zwei weitere Kinder im Kinderheim auf. Und Moussa erkennt auf einem Foto in der Zeitung den Mann, der ihn missbraucht hat. Als Vikram Ermittlungen aufnimmt, wird bald deutlich, dass hier ein Kinderschänderring von ganz oben gedeckt wird. Dabei wird Vikram mit einer der dunkelsten Stunden seiner Vergangenheit konfrontiert. Wie geht Raja mit dem Wissen um die Schuld seines Freundes um?
Völlig unverständlich für mich ist, dass zwar Kindesmissbrauch in Indien ein Straftatbestand ist, dass dies aber ausdrücklich nicht für die Region Kashmir gilt.
Ich mag in Büchern gut ausgearbeitete Gespräche, weil sie einen Einblick in die Gedankenwelt und die Gefühle der Protagonisten ermöglichen. Zweimal kommt es zu wichtigen Dialogen zwischen Raja und seinem alten Freund Vishal. Beim ersten Mal äußert Raja:
„...Aber ich habe etwas gelernt, was du offensichtlich noch nicht kannst: Ich habe gelernt, mir selbst zu vergeben – zumal ich weiß, dass mir vergeben worden ist...“
Beim zweiten Gespräch drehen sich die Verhältnisse um. Dann ist Vishal der Gebende.
Noch in keinem der Vorgängerbänder ist mir die Vielschichtigkeit von Vikram so deutlich geworden wie in diesem. Colonel Nanda Singh sagt von ihm:
„...er war nie ein Mann des Friedens...“
Wenn man liest, wie liebevoll er sich um die Kinder im Kinderheim kümmert und Raj in einer schweren Lage hilfreich zur Seite steht, vergisst man gern, dass er eine Vergangenheit als Agent hatte. Ab und an wird das in seinen Worten deutlich. Ein gewisser Befehlston in kritischen Situationen ist dann normal. Eines wird mir aber mehr und mehr klar: Er ist kein Mann, mit dem man sich anlegen sollte. Es ist Sameera zu verdanken, dass er an Selbstbeherrschung gewonnen hat. Ihre selbstlose Liebe trägt ihn.
Auch Raja ist ein komplexer Charakter. Zweimal steht die Freundschaft zwischen Vikram und Raja auf Messers Schneide. Interessant finde ich, wie Vikram Raja nach einem haarigen Einsatz einschätzt:
„...Du bist verdammt gut und obendrein vollkommen unberechenbar […] Das macht dich zu einem gefährlichen Gegner – und zu einem katastrophalen Soldaten...“
Es gäbe noch viel zu der Geschichte zu sagen. Das aber würde den Rahmen einer Rezension sprengen, denn auch im Kinderheim gibt es Neuigkeiten, wenn aus Kinder Jugendliche werden..
Ein Personenverzeichnis und ein Glossar ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich auf den nächsten Band.
Mit Liebe und Angst
zuppi, 25. Oktober 2020 (4/5)
Die 4 Freunde Vikram, Sameera, Raja und Sita sind wie eine eingeschworene Familie.
Sie genießen die gemeinsame Zeit in vollen Zügen. Plötzlich scheidet eine unserer 4 Hauptpersonen durch einen Unfall aus dem Leben. Nicht durch einen Angriff, wie es schon mehrere gab, sondern ironischerweise durch einen Unfall.
Der Leser kann sich diesem Schmerz, dieser Liebe füreinander nicht entziehen. Mag ich auch nicht oft beim Lesen weinen, aber dieses Buch ist das dritte, bei dem ich das nicht verhindern kann.
Die 3 zurück gebliebenen müssen lernen, mit dem Verlust zurecht zu kommen. Aber auch dem Leser wird immer wieder auffallen, dass einfach jemand fehlt. Als schriebe der Roman eine Geschichte aus dem Leben.
Dann erkennt Moussa einen Dämonen aus der Vergangenheit, dem das Handwerk gelegt werden soll.
Das bedeutet ein gefährliches Unternehmen mit Lebensgefahr. Aber auch die tiefe Freundschaft wird durch eine Begegnung mehr als nur gefährdet.
Und schließlich lassen uns die Autorinnen schmoren und in der freudigen Erwartung für den nächsten Band!
Eine Entführung in fremde Welten
Textgemeinschaft, 30. Oktober 2020 (4/5)
Bislang habe ich noch kein Buch der Kashmir Reihe gelesen. Trotzdem kam ich in das Buch gut rein und hatte nicht das Gefühl, dass ich aus früheren Büchern her, etwas hätte wissen müssen.
Der Fall war spannend geschrieben, die Protagonisten gut gezeichnet.
Ich hab das Buch in einer Leserunde gelesen. Als es ankam dachte ich: Oh Gott! Es ist wirklich dick und die Schrift ziemlich klein. Das machte das Lesen für mich etwas mühsam - doch die Story glich das wirklich gut aus.
4 von 5 Sternen, weil ich denke, dass die Ausführungen an einigen Stellen doch zu detailliert waren und das ohnehin mächtige Werk noch aufgebläht haben. Trotzdem waren es keine langweiligen Beschreibungen, die ich überblättert hätte.
Ein Lied in der Nacht
Gelinde, 6. November 2020 (5/5)
Cover: Wieder traumhaft.
Und auch das Format und die orientalischen Ornamente passen wieder perfekt und schaffen einen hohen Wiedererkennungswert zu den ersten Bänden.
Inhalt: In diesem Band werden die persönlichen Schicksale mancher Protagonisten in den Fokus gestellt.
So hat Raja einen unglaublichen Verlust zu verarbeiten.
Moussa, ein jugendlicher aus dem Dar-as-Salam wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert und erkennt einen seiner Peiniger wieder.
Sameera will kein Opfer mehr sein und gerät doch wieder in die fiesen Hände von skrupellosen Verbrechern.
Und Vikram wird von seiner Vergangenheit eingeholt und regelrecht überrollt.
Meine Meinung: Schon nach wenigen Seiten war ich wieder in Kashmir und im Dar-as-Salam angekommen.
Die beiden Autorinnen schaffen es immer mühelos mich total in den Bann der Geschichte zu ziehen.
Auch diesmal wieder. Wir erleben das ganz normale Leben, mit vielen kleinen Details. Z.B. wie Weihnachten gefeiert wird, der Ramadan, wie die Freundschaften erhalten werden, wie diese auch untereinander gepflegt werden, Kindliche Kommentare die einfach glücklich machen.
Es gibt ganz viele Höhe und Tiefen. Höhen in denen ich mich wohlig in meinem Sessel räkle und dann die Tiefen, bei denen ich den Atem anhalte und sich mein Pulsschlag verdoppelt, bzw. mit der das Herz stehe zu bleiben droht.
Ganz besonders schön finde ich es wenn wir von den herrlichen Orten wie u. a. dem Taj Machal oder den Backwaters lesen können, hier komme ich regelmäßig ins Träumen.
Eine wichtige Botschaft die das Buch mir auch sendet: Das Leben geht weiter!
Gegen Ende gibt es dann noch wahre Kamikaze-Attacken und kampftechnisch geht so richtig die Post ab.
Mein Fazit: Wieder ein Band mit allem was ein Buch lesenswert macht.
Eine richtige Achterbahn mit ganz großen Gefühlen.
Abschnitten zum Weinen schön und zum Träumen, Abgründe zum erschrecken, Action und Attacke, mit einem Handlungsort wie aus 1001 Nacht, wenn den alles friedlich wäre.
Von mir klare 5 Sterne.
Tragödien und Bewährungsproben
EmiliAna, 10. November 2020 (5/5)
„Kashmir ist die eine Wunde, die sich nie zu schließen scheint“ resümiert der Journalist und habilitierte Orientalist Navid Kermani 2007 nach einer Reise in das himmlische Tal im Himalaya, „dessen“, und auch hier zitiere ich Kermani, „Gletscher, Seen und Wiesen leider nicht nur die Dichter und Reisenden verzückten“, steht es doch seit dem 14. Jahrhundert unter fremden Herrschern, die es eroberten, ausbeuteten und gern auch verschacherten.
Wie wahr das ist, erfährt der Leser der auf sieben Bände angelegten Kashmir-Saga, dessen fünfter hier zu besprechen ist, vom ersten Band an. Denn da begegnen uns gleich zwei Extreme: da ist die paradiesische Idylle, die der ehemalige Elitesoldat Vikram Sandeep, dessen Ruf nicht nur durch das unruhige Tal am Dach der Welt wie Donnerhall klingt, mit seinem Dar-as-Salam, dem Haus des Friedens, Heimat für eine Gruppe von Waisenkindern, geschaffen hat, für die er und seine Frau, die Traumatherapeutin Sameera, an Eltern statt verantwortlich sind. Sehr bald aber wird der Leser gewahr, dass diese Idylle nur vordergründig ist, denn die Protagonisten bewegen sich fortwährend auf einem Pulverfass, vor dem Hintergrund von Gewalt, Korruption, Mord und Unmenschlichkeit, die traurige Realität sind in dem geschundenen Kashmir, Land zwischen den Mächten und Spielball der Mächtigen, mit der Vikram, der alte, nur scheinbar gebändigte Löwe, sowie sein Freund Raja aus Pune in Indien, den er Bruder nennt, und beider Familien immer wieder auf so unliebsame wie auch lebensgefährliche Art und Weise konfrontiert werden.
In jedem einzelnen der Bände treffen wir auf böse Buben, oft Politiker oder solche, die in staatlichen Ämtern eine wichtige Position einnehmen, die sie scham- und gewissenlos zu ihrem eigenen Vorteil oder zur Verfolgung und Beseitigung ihnen unliebsamer Personen nutzen. Man bekommt schnell den Eindruck, dass, Kashmir und Indien – und, verfolgt man denn das Weltgeschehen aufmerksam, natürlich nicht nur diese beiden Länder, die Schauplatz der Romane aus der Feder der Autorinnen Simone Dorra und Ingrid Zellner sind – von besagten Typen nur so wimmeln, dass man niemandem wirklich trauen und schon gar nicht auf Gerechtigkeit bauen kann; denn entweder gelten Gesetze, die die Menschenrechte und ihre unterschiedlichen Aspekte schützen, nur in ganz bestimmten Gebieten oder sie sind so vage abgefasst, dass sie Auslegungssache sind und man, ist man denn gezwungen, sich auf eines dieser Gesetze zu berufen, schon großes Glück haben muss wie auch einen langen Atem, gepaart mit guten Beziehungen zu solchen Personen, die über einen gewissen Einfluss verfügen, um seine Rechte gewahrt zu wissen.
Das in Kashmir nicht eigentlich vorhandene Gesetz gegen Kindesmissbrauch – und hier komme ich nun explizit zu dem fünften Band, „Ein Lied in der Nacht“, ist so ein himmelschreiendes Beispiel! Da kommt einem schon der Verdacht, dass die da oben, die anscheinend nicht zu trennen sind von denen, die sich des Kindesmissbrauchs schuldig gemacht haben, schon vorsorglich sicherstellen, dass gewissen verachtenswerten Neigungen ungestraft nachgegangen werden darf! Sollte sich jemand daran stören, wird er bedroht oder gleich beseitigt!
Moussa, Pflegesohn der Sandeeps und selbst traumatisiertes Missbrauchsopfer, bringt das ins Rollen, was im Mittelpunkt des vorliegenden Bandes steht: er erkennt durch Zufall einen seiner Peiniger, einen ambitionierten Politiker, und sowohl Vikram als auch Raja Sharma, der den Jungen liebt, als sei er der eigene Sohn, geben ihm das Versprechen, den Vergewaltiger zur Verantwortung zu ziehen, was der Beginn so spannender und temporeicher wie gefährlicher und emotional aufrührender Ermittlungen ist, von denen der erfahrene Kämpfer Vikram nur zu gut weiß, dass sie mit äußerster Vorsicht angegangen werden müssen, um nicht den Zorn und die Rache der mächtigen Schuldigen auf sich selbst und damit die Bewohner des Dar-as-Salam, seine Familie, zu ziehen.
Darüber hinaus entwickeln sich die Nachforschungen unerwarteterweise zu der schwersten Bewährungsprobe bisher für die tiefe Freundschaft zwischen dem alten Elitesoldaten und dem leiderprobten Raja, der 25 Jahre seines Lebens unschuldig im Gefängnis verbracht hatte, einer Freundschaft, wie sie schöner nicht sein, wie sie anrührender und herzerwärmender nicht beschrieben werden kann als von den Autorinnen, zwei wahrlich begnadeten Geschichtenerzählerinnen! Eine Freundschaft für die Ewigkeit? Nichts ist ewig – und daran erinnern uns Simone Dorra und Ingrid Zellner auch im vorliegenden Band immer wieder aufs Neue. Sie fabulieren Tragödien, die gerade dann in das Leben der Protagonisten hereinbrechen, wenn diese rundum glücklich sind, sich in relativer Sicherheit mitten in einer unsicheren Welt wähnen, stellen vor schier unüberwindbare Herausforderungen, breiten ein Tal der Tränen vor ihnen und gleichzeitig den erschütterten Lesern aus, durch das sie ihre liebenswerten Charaktere jedoch mit sicherer Hand leiten, aus dem sie sie mit Narben und Brüchen, aber dennoch mit dem Mut und dem Willen zum Weiterleben wieder hervortreten lassen, dünnhäutiger, gewiss, aber durch eigenes Leid noch menschlicher, gütiger, achtsamer, dankbarer für all das Gute, das ihnen vom Leben zum Geschenk gemacht wurde.
Von Band zu Band lernt der Leser die Hauptfiguren besser kennen, entdeckt er bislang nicht augenfällig gewesene Facetten, mit denen die Autorinnen sie ausgestattet haben, erschrickt darüber, wie das immer geschehen kann, wenn man tiefer hineinblickt in einen Menschen, lässt dieser es denn zu und ist man gewillt, sich auch mit den verborgenen Schattenseiten eines bis dahin verehrten Helden auseinanderzusetzen. Und Auseinandersetzung ist immer auch eine Annäherung, lässt die Möglichkeit des Verstehens und damit der Vergebung offen, die für mich eine der wesentlichen Botschaften in diesem mich außerordentlich bewegenden Roman ist, in dem ich rein gar nichts vermisse, was ich mir – in Kenntnis der Vorgängerbände – von ihm versprochen habe und in dem die beiden Autorinnen einmal mehr ihr Füllhorn an erzählerischen Fähigkeiten, am Schaffen emotional bewegendster Momente und nervenzerreißender Spannung über die Leser ausgießen. Das ist perfekte Unterhaltung, ganz gewiss nicht weniger als das!
Liebe, Leid und viele Konflikte vor der traumhaften Kulisse Kashmirs
Langeweile, 11. November 2020 (5/5)
Bereits auf den ersten Seiten empfand ich es wie nach Hause kommen und fühlte mich den bekannten Personen gleich wieder nahe. Das Dar-as-Salam,ein Ort des Friedens und der Liebe,eingebettet in eine traumhafte Landschaft,vermittelt eine Idylle.
Doch der Schein trügt, wie in den vorhergehenden Büchern gibt es auch hier reichlich Konfliktstoff. Jeder der Protagonisten, hat auf die ein oder andere Weise,sein Päckchen zu tragen,Gewissenskonflikte inklusive.
Die Freundschaft zwischen Vikram und Raja wird mehrfach einer Belastungsprobe unterzogen,die an die Substanz ging.
Wie in den vergangenen Büchern,ist es auch hier sehr gut gelungen, eine Balance zwischen Gut und Böse zu finden und somit gewisse Erholungsphasen beim Lesen zu gewähren.
Eine liebevolle Umarmung, ein Gespräch über Freundschaft und nicht zuletzt die süßen Aktionen des kleinen Mohan zauberten mir des Öfteren ein Lächeln auf die Lippen.
Da das Buch mit einem Cliffhanger endet,erfordert die Wartezeit bis zum nächsten Band sehr viel Geduld.
Fazit: Ein Buch was mich erneut sehr begeistert hat, von mir eine Leseempfehlung und fünf Sterne.
Ein Lied in der Nacht
Gartenfee007, 11. November 2020 (5/5)
Dieser 5. Band hat mich direkt wieder gefangen genommen!! Was für eine emotionale Achterbahn der Gefühle!!! Ich war immer hin- und hergerissen zwischen Taschentücherbox und Schokoladentafel (für die Nerven).
Der Schreibstil war wie immer flüssig und angenehm. Das Kopfkino was sich einfach aufbaute war so schön und voller Farbe. Da es die Autorinnen wieder geschafft haben so tolle Bilder zu zaubern, wurde man von den Emotionen tief getroffen. Sei es die schönen Dinge die passierten, aber auch die traurigen Szenen, gingen einem nicht mehr aus dem Sinn.
Der Spannungsbogen fing langsam an und steigerte sich rasant und hielt auch bis zur letzten Seite an. Auch an abwechslungsreiche Charakteren wurde gedacht. So findet jeder Leser einen "Liebling".
Wer noch nie in Kashmir oder Indien war, bekommt eine ungefähre Ahnung wie es dort wohl aussieht. Einfach wunderschön und bestimmt eine Reise wert!! Auch kulinarisch wird man bestens vorbereitet.
Mir hat das Buch einfach super gut gefallen!! Schade das die Reise erst mal zu Ende ist!! Ich freue mich schon auf Band 6!!!!
Immer wieder Stärke und Hoffnung
Saphir610, 15. November 2020 (5/5)
Schon der fünfte Band der Kashmir Saga. Schon einige Zeit begleitet mich diese außergewöhnliche Reihe um Vikram Sandeep, seiner Frau Sameera, die in Kashmir leben und deren besten Freund Raja, aus Shivapur. Durch einen persönlichen Verlust wird Raja auf eine harte Probe gestellt. Sameera muss einiges verarbeiten und setzt das in einem Selbstverteidigungstraining um. Dann kommen die Freunde auf die Spur eines Kinderschänderrings, dazu wird Vikram von der Vergangenheit eingeholt wodurch die Freundschaft zu Raja auf eine sehr harte Probe gestellt wird.
Ganz schnell war ich wieder im Dar-as-Salam, den Kindern und besonders bei den Hauptfiguren. Neben regelrecht friedvollen Phasen kommen, für die Protagonisten leider, auch wieder Zeiten voller Gefahr und Gewalt. Das spiegelt die Situation in Kashmir und Indien wohl auch ganz gut wieder. Zusammenhalt und Freundschaft, der Wunsch nach Frieden. Dagegen alte, korrupte Strukturen.
Für mich haben die zwei Autorinnen hier einen weiteren, sehr gelungenen, Roman der Kashmir Saga geschaffen. Und die Bezeichnung Saga passt bei dieser umfassenden Erzählung auch wirklich. Dabei wird die tiefe Verbundenheit der Protagonisten sehr gut beschrieben, man spürt es als Leser wirklich selbst. Selbst in den unschönen Situationen wird das Ganze irgendwie von der Freundschaft und Liebe weiter getragen und innere Kraft vermittelt. Das zeigt dann halt auch, wie viel Liebe und tiefe Freundschaft bewegen kann.
Der Schreibstil hat mir weiter gut gefallen und das Zusammenspiel von Ingrid Zellner und Simone Dorra als Autorinnen finde ich sehr gut. Dass da zwei Autorinnen am Werk sind ist nicht zu spüren. Am Ende dieses doch recht umfangreichen Buches war es schade das Dar-as-Salam mit seinen Bewohnern und Freunden zu verlassen. Für mich hebt sich die Kashmir Saga hervor, da es irgendwie einen romantischen Roman mit einer Art Krimi verbindet.
Ich kann hier nur eine komplette Leseempfehlung aussprechen.
Wehr- und schutzlos?
Angelsammy, 16. November 2020 (5/5)
Vikram Sandeep, Ehefrau Sameera, Raja Sharma und seine Frau Sita sind eine eingeschworene Gemeinschaft.
Vikram ist ehemaliger Agent und leitet nun ein Waisenhaus, Sameera ist Traumatherapeutin, Raja ehemaliger Häftling der 25 Jahre unschuldig saß, aber nun rehabilitiert als Bewährungshelfer tätig ist und Sita seine vormalige Schwägerin.
Das Buch enthält ein sehr hilfreiches Personenverzeichnis und ein Glossar. So daß alles unklar bleibt. ( Natürlich nicht! Ist nur ein Scherz! :D)
Ich, als Neulingin dieser Reihe, kam dank gut eingeflochtener Rückblenden, eines eleganten und einnehmenden Schreibstils hervorragend hinein. Das Buch hat Anspruch und ist exquisit verständlich.
Und was für ein Buch das Dream Team Simone Dorra und Ingrid Zellner hier ausgeheckt haben in ihrer literarischen Hexenküche, diese beiden kreativen Magierinnen des Wortes!
Es fängt idyllisch und harmonisch an, bis erst einmal etwas passiert. Dann denkt man sich: WAS? Das darf nicht sein! OMG! WTF? Das läßt natürlich erst einmal Trauer aufkommen, deren Schockwellen und Nachbeben erst einmal verarbeitet werden müssen.
Moussa, eines der Kinder, um das Vikram sich kümmert, sieht ein Zeitungsbild und identifiziert seinen Peiniger, der sich an ihm vergriffen hatte.
Vikram und Raja fangen an zu ermitteln. Sie stechen regelrecht mit der Machete ins Wespennest, was sie ganz zu Beginn in diesem Ausmaß noch nicht ahnen können.
Es ist ein Kinderschänderring, der offenbar bis in höchste Kreise reicht. Mit der konzentrierten Macht könnten unsere beiden Helden absolut zerquetscht werden.
Ihre Nachforschungen leiten sie über Kerala bis nach Delhi.
Mir gefällt, daß die Frauen starke Charaktere sind, vor allem Sameera, die Techniken lernt, sich zu wehren und trotzdem in Lebensgefahr gerät.
Nachdem das Buch schön ruhig begann, dann tragisch wird, explodiert die Handlung, daß man die heißen Splitter ganz dicht am Gesicht vorbeifliegen spürt. An Action jedenfalls läßt es nicht zu wünschen übrig.
Ein düsteres Geheimnis aus Vikrams Vergangenheit wird enthüllt. Warum nur reagiert Raja derart verstört? Lesen!!!
Die Handlung ist äußerst komplex, mit einer lyrischen Unterströmung, ausgezeichnet recheriert, atmosphärisch und sehr authentisch. Wie so oft in exzellenten Büchern ist auch hier der indische Subkontinent ein heimlicher Hauptprotagonist.
Ich hätte nicht gedacht, daß sexuelle Gewalt gegen Kinder in Kashmir keine Straftat ist. Kashmir - das sich im Spannungsfeld zwischen Indien und Pakistan befindet, mit immer noch unklarem Status?
Bis in die allerkleinsten Details ist die Geschichte vital und dynamisch ausgestaltet. Man riecht, schmeckt und spürt quasi mit. Man leidet, freut sich und zittert ebenso. Ein waschechtes Wechselbad der Emotionen.
Die Protagonisten sind multidimensional mit Tiefe ausgestattet, mir sehr sympathisch und ans Herz gewachsen.
Aber dann dieser fiese Cliffhanger?????? Wie oft muß ich mich mit diesem Mistkerl noch herumschlagen?
Warum nur ist sexuelle Gewalt gegen Kinder derart weit verbreitet? Es ist aus der Forschung erwiesen, daß nicht jeder Kinderschänder auch pädophil ist. Ist es das Genießen der Macht über ein wehrloses Kind? Oder daß es unberührt ist? Widerlich!
Ich könnte mich ewig zu diesem Buch äußern und weiterschwärmen, enthusiastisch, aber dann ist es keine Rezension mehr, sondern ein Essay, gar eine Novelle! Seltsamerweise klingt mir "Kashmir" von Led Zeppelin im Ohr. Mysteriös! Kann ich mir nicht erklären!
Hey, ( große ) Verlage! Warum greift ihr nicht zu?
Ein Lied in der Nacht
Vanessa-v8, 17. November 2020 (5/5)
Dies ist nun der 5. Band der Kashmir-Saga von den beiden Autorinnen Simone Dorra und Ingrid Zellner. Die beiden Autorinnen nehmen den Leser mit auf eine Reise durch Indien mit all den Höhen und Tiefen die in dem Land so passieren. Vom Leben im Waisenhaus, von Freundschaft und von Korruption, so wie es im echten Indien an der Tagesordnung steht. Der Leser bekommt einen Eindruck wie gefährlich es dort zugehen kann, aber auch was Liebe und Freundschaft aushalten und verbinden kann. Begleitet wird die Geschichte von einer bildhaften Beschreibung der Orte wo die jeweilige Geschichte gerade stattfindet, so hat der Leser einen guten Eindruck davon und kann so richtig in die Geschichte mit eintauchen. Auch wenn man die Vorgänger nicht gelesen hat, kann man diesen Teil auch gut lesen und verstehen, da oft Rückblicke zum besseren Verständnis mit eingearbeitet worden sind.
Der lockere und leichte Schreibstil macht das lesen zu einem wahren Vergnügen, die Seiten fliegen nur so dahin, die Spannung wird immer mehr aufgebaut und ist bis zum Schluss vorhanden, man mag das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Zum Schluss wird der Teil mit einem Cliffhanger beendet, so dass der Leser bis zum nächsten Teil warten muss. Bei so einer schönen Geschichte wartet man aber gerne, denn das warten hat sich bisher immer mehr als gelohnt, und man wird mit einer bezaubernden Geschichte belohnt.
Fazit: Eine klare Kaufempfehlung gibt es von mir, wer einmal in diesen Band versunken ist, wird es so schnell nicht wieder aus der Hand legen. Es hat von allem etwas, tiefe Liebe, wahre Freundschaft, etwas von einem Thriller, Action ist auch vorhanden, emotional berührend. Ich bin richtig vernarrt in diese Kashmir-Saga und kann es kaum erwarten bis der 6. Teil herauskommt. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen. Weiter so.
Harte Probe für die Freundschaft
Martinchen, 22. November 2020 (5/5)
Mit "Ein Lied in der Nacht" liegt nun endlich der fünfte Band dieser wunderbaren Familien-Saga vor. Im Gegensatz zu meiner letzten Rezension in dieser Reihe empfehle ich, die Bände in der Reihenfolge des Erscheinens zu lesen. In "Ein Lied in der Nacht" gibt es einige Rückbezüge, die sich Kenntnis der ganzen Geschichte sehr viel besser und leichter erschließen lassen. Außerdem gibt es nur auf diese Art und Weise das ganze Lesevergnügen.
Ein Pageturner ist auch dieser Band, der seinen Vorgängern in nichts nachsteht, eher im Gegenteil. Ausnahmsweise gibt es eine längere Zeit der Ruhe und Harmonie bei den beiden befreundeten Paaren, bevor das Schicksal wieder zuschlägt - aus einer ganz unerwarteten Richtung. Und natürlich spielen Ereignisse aus der Vergangenheit eine Rolle, nicht nur bei Vikram. Dadurch gerät Sameera in Lebensgefahr und die Freundschaft zwischen Vikram und Raja wird auf den Prüfstand gestellt.
Das Autorinnenduo versteht es meisterhaft, die Geschichte zu entwickeln. Die Abfolge der Ereignisse baut aufeinander auf, ist gut durchdacht und an jeder Stelle folgerichtig. Dabei geht es nicht nur um die Hauptprotagonisten, auch die Kinder des Waisenhauses Dar-as-Salam mit ihren Biografien und weitere Personen werden einbezogen.
Der Schreibstil der beiden Autorinnen ist flüssig und so lebendig, dass ich bereits auf der ersten Seite zurück in Kashmir bei Vikram, Sameera und den anderen Bewohnern des Hauses bin und in eine andere Welt abtauche. Nicht nur die Landschaften und die Örtlichkeiten sind detailliert und liebevoll beschrieben, auch die Atmosphäre und die Stimmungen der Protagonisten schwingen mit. Und auch in diesem Band ist klar: Liebe und Freundschaft siegen.
Natürlich haben Simone Dorra und Ingrid Zellner auch hier an ein Personenregister und ein Glossar gedacht.
Das Cover passt sich perfekt den vorherigen Bänden an.
Fazit: Eine unbedingte Leseempfehlung, ein Must-Read!
Schuld und Sühne
Lesewunder, 22. November 2020 (5/5)
Raja findet nach dem Unfalltod seiner Frau Sita wieder zurück ins Leben. Eine große Hilfe hierbei sind die Bewohner des Kinderheims Dar-as-Salam. Als Moussa, eines der Kinder, auf einem Zeitungsbild seinen Peiniger aus der Vergangenheit erkennt, sind sich Raja und Vikram sofort einig, die Schuldigen der gerechten Strafe zuzuführen. Gemeinsam mit Vikrams Frau Sameera begeben sie sich in die Schlangengrube der Verbrecher und geraten in Lebensgefahr. Nicht genug erhebt Vikrams dunkle Vergangenheit ihr hässliches Haupt. Das feste Band der Freundschaft zwischen Vikram und Raja steht vor einer großen Zerreißprobe.
Das ist bereits der 5. Band der beiden Autorinnen, der mich in das faszinierende Kashmir entführt. Es ist mittlerweile beinahe wie ein Nach-Hause-Kommen, auf die vertrauten Figuren zu treffen. Dabei gefällt mir gut, dass die Handlung verhalten beginnt. Es ist eine gelungene Mischung aus Rückblicken auf Vergangenes, um in die Handlung rein zu finden und neuen Informationen. Im weiteren Verlauf der Ereignisse merkt man schnell, dass die Autorinnen auch hervorragende Krimischriftstellerinnen sind. Die Ermittlungen von Raja und Vikram, um den Kinderschänderring zu Fall zu bringen, sind sehr spannend, wobei die in meinen Augen exotischen Rahmenbedingungen gekonnt mit einfließen. Ein anderes großes Thema des Romans ist Schuld und Vergebung. Nach welchem Maßstab beurteile ich einen Menschen? Nach seinen Taten in der Vergangenheit oder würdige ich sein aufrechtes Bemühen um Wiedergutmachung? Auch diese elementaren Fragen werden unterhaltsam präsentiert, ohne zu langweilen. Im Gegenteil aus ihnen ergibt sich ein neues dramatisches Element der Erzählung.
Für mich war der Roman beste Unterhaltung und eine überzeugende Mischung aus spannender Krimihandlung und den kleinen und großen Nöten der beiden Freunden Raja und Vikram mit ihren Familien, eingebettet in den besonderen Zauber Kashmirs.
Freude, Leid, Action und ein Kriminalfall
irismaria, 24. November 2020 (5/5)
"Ein Lied in der Nacht" ist der inzwischen fünfte Band der großen Kashmir Saga geschrieben vom Autorinnen Duo Simone Dorra und Ingrid Zellner. Wieder geht es um die beiden befreundeten Familien von Vikram und Sameera Sandeep und Raja und Sita Sharma und ihre Kinder. Neben wunderschönen und sehr traurigen Erlebnissen für die beiden Familien steht ein Kriminalfall im Mittelpunkt der Geschichte, auf dessen Spur Vikram und Raja gelangen und in dem sie unter großen Gefahren ermitteln. Hier mehr zu schreiben geht kaum, ohne zu spoilern.
Wie schon die anderen Bände war auch dieser Band wieder spannend und humorvoll, berührend und mit Tiefgang. Ich kann die Kashmir Saga sehr empfehlen. Sinnvoll ist es, mit dem ersten Band zu beginnen, um die Beziehungen der Personen und die Vorgeschichte kennen zu lernen.
Freundschaft, Liebe und Drama
Nadir, 6. Dezember 2020 (4/5)
Die Kashmir-Saga ist eine Geschichte von zwei befreundeten Familien.
Vikram Sandeep und seine Frau sind Leiter des Weisenhauses Dar-as-Salam in Kashmir.
Eines Tages entdeckt einer Ihrer Schützlinge, in der Zeitung, ein Foto seines Peinigers.
Sie versuchen mit allen mitteln dem Hochrangigen Politiker das Handwerk zu legen. Dabei geraten nicht nur alle in Lebensgefahr, sondern auch Vikrams Freundschaft zu Raja Sharma auf eine harte Probe gestellt.
Ich war am Anfang recht überfordert von all den exotischen Namen und Orden und Namen mit Hilfe des Anhangs kommt man aber gut rein.
Ich hab mit Band fünf angefangen. Obwohl man das ohne probleme machen kann würde ich das nicht mehr machen.
Es ist so eine tolle spannende Geschichte, dass man unbedingt bei Band eins beginnen sollte.
Ergreifende Schicksale
Tulpe29, 7. Dezember 2020 (4/5)
Auch der fünfte Band der inzwischen sicher sehr bekannten Kashmir-Saga ist von seinen beiden Autorinnen so packend geschrieben, dass man sich als Leser immer gleich wieder mitten im Geschehen und besonderen Flair des Kashmir wähnt.
Vikram, seine Frau und Raja machen gemeinsam viele schwere Stunden durch, durchleben miteinander öfter die Hölle, als sie eigentlich verkraften könnten. Aber Menschen können manchmal stärker sein als alles Leid, das ihnen widerfährt. Gemeinsam schaffen sie es auch diesmal, für mehr Gerechtigkeit in ihrem Land zu sorgen und anderen Menschen zu helfen, die es mehr als verdient haben.
Ein lesenswertes Buch, das den Leser sehr fordert und seine ganze Konzentration erfordert, dafür aber mehr als belohnt.
Ein Lied in der Nacht
Edith Nebel, 29. Dezember 2020 (5/5)
Ein Wiedersehen mit guten Freunden
Wenn man die Kashmir-Saga von Anfang an verfolgt, ist jeder neue Band wie ein Wiedersehen mit guten Freunden. Es fängt ja auch immer sehr harmonisch und idyllisch an. Ja, denkt man, nach all den alptraumhaften Jahren, die hinter den befreundeten Ehepaaren Sandeep und Sharma liegen, haben sie es verdient, vom Leben ein bisschen verwöhnt zu werden.
Es ist ein spätes Glück, denn erst, als sie um die 50 waren, haben sich die Paare gefunden, und in jener Zeit ist auch ihre Freundschaft entstanden. Finanzielle Sorgen haben sie nicht, es ist also kein Problem, mal schnell mit der Kernfamilie von Srinagar/Kashmir nach Pune/Maharashtra zu reisen um die Freunde zu besuchen.
Das Waisenhaus, das Ex-Soldat Vikram Sandeep zusammen mit seiner Frau Sameera, einer Trauma-Therapeutin in Srinagar, betreibt, hat einen guten Ruf und wird auch nicht mehr von externen Kräften bedroht. Es ist eine kleine, familiäre Einrichtung und man hat eher den Eindruck, die Sandeeps haben ein Dutzend Pflegekinder, die nun nach und nach flügge werden und Berufs- und Heiratspläne schmieden.
Glück ist zerbrechlich
Der Bewährungshelfer und Ex-Knacki Raja Sharma hat in Pune eine trubelige Großfamilie, die ständig noch größer wird, zumal er sie großzügig um Freunde in (der) Not erweitert. Immer wieder kommt man bei der Erwähnung eines Namens ins Grübeln: Ist das jetzt sein Sohn und oder ihrer aus erster Ehe? Ach, nein, das ist einer der Freunde, die sie in einer Krisensituation aufgesammelt haben und die jetzt zur Familie gehören. Raja Sharma bezeichnet ja auch Vikram als seinen Bruder. Er ist überhaupt sehr extrovertiert und emotional und genießt das Leben, weil er weiß, wie fragil das Glück sein kann.
„Ich habe das alles, Vikram. Ich habe meine [Schwester] … und dich (…) und meinen Raja. Und dazu meine Kinder und Enkelkinder. Mein Gott, Vikram – wie reich hat der Himmel mich gesegnet! Ich bin eine glückliche Frau.“ (Seite 123)
Wann immer eine Romanfigur so etwas sagt, weiß man als Leser*in: gleich kracht’s! Und tatsächlich: Die Familie Sharma erleidet einen schweren Schicksalsschlag, von dem sie sich dank der enormen Unterstützung von Verwandten und Freunden erstaunlich schnell zu erholen scheint.
Wen dieses Unglück psychisch aus der Kurve trägt, ist Vikram. Das kommt überraschend. Weil er so ruhig und verschlossen ist und schon so viel Schlimmes überstanden hat, denkt man, er sei der Fels in der Brandung und nichts könnte ihn aus dem Gleichgewicht bringen. Stimmt nicht. Er entwickelt Verlustängste und handelt zunehmend irrational. Die Freundschaft zum Sharma-Clan bekommt erste Risse. Nicht einmal Vikrams Frau scheint zu wissen, was genau mit ihm los ist. Selbst wenn: So ein sturer alter Militärschädel würde sich doch um keinen Preis der Welt in Therapie begeben, selbst wenn er noch so dringend Hilfe bräuchte!
Moussa erkennt seinen Peiniger wieder
Dann geschieht etwas, das persönliche Probleme in den Hintergrund rücken lässt: Moussa, einer der Jungs aus dem Waisenhaus, erkennt auf einem Zeitungsfoto einen Kinderschänder wieder. Es ist ein hochrangiger Politiker. Den wollen Vikram und Raja auf jeden Fall aus dem Verkehr ziehen und zapfen dafür ihr weitreichendes Netzwerk an. Die Politikerin Najiha Kamaal, der unkonventionelle IT-Spezialist Hasim Abbas und Colonel Nanda Singh von der indischen Abwehr werden für diese Mission eingespannt. Bald stellt sich heraus, dass sie nicht nur einem Einzeltäter sondern einem ganzen Kinderschänderring auf der Fährte sind. Die Spuren führen nach Pune und über Kerala bis nach Delhi. Und wie das so ist: Wenn man im Müll stochert, scheucht man die Ratten auf. Frau Dr. Lakshmi Shetty von der Klinik in Srinagar hat bald alle Hände voll zu tun, die Held*innen immer wieder zusammenzuflicken.
Bald zahlt sich aus, dass Vikram darauf bestanden hat, seine Ehefrau in Selbstverteidigung zu unterrichten. Die Therapeutin, die ins Land gekommen ist, um zu retten und zu heilen, lernt jetzt notgedrungen zu kämpfen und zu schießen.
Soldat und Chaot in geheimer Mission
Als es schließlich hart auf hart kommt und eine Konfrontation in großem Stil ansteht, zeigt sich wieder mal, wie unterschiedlich die Freunde Vikram und Raja sind. Vikram, der routinierte Soldat, will, dass der Einsatz nach bestimmten Regeln abläuft. Er hat einen Plan und erwartet, dass alle Beteiligten sich daran halten. Raja hat’s aber nicht so mit Plänen. Selbst, wenn er ernsthaft in Erwägung zöge, ihnen minutiös zu folgen, würde er es wahrscheinlich nicht schaffen. Er ist ein Meister der spontanen, kreativen Problemlösungen. Das ist Segen und Fluch zugleich.
Es ist spannend, wie die Freunde die Täter ausspionieren und versuchen, ihnen das Handwerk zu legen. Es ist überdies erstaunlich, mit welchen Themen sich die Autorinnen dafür im Vorfeld beschäftigt haben müssen. (Wo lernt man bitte die Sache mit den Schlössern?) Doch bei aller Tragik und Dramatik gibt’s immer wieder menschliche und humorvolle Einschübe, damit die Geschichte nicht allzu düster wird. Wie die zwei alten Herren dem schlampigen Computernerd Hasim auf die Sprünge helfen, das hat schon komödiantische Züge. Der Grundton jedoch ist ernst.
Unbewältigte Vergangenheit
Mitnichten haben Vikram und Raja ihre schlimme Vergangenheit aufgearbeitet. Sie haben sie bestenfalls verdrängt. Ein kleiner Anlass genügt und alles kocht wieder hoch. Vikram zeigt meiner Laienmeinung nach Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung und Raja ist völlig von der Rolle, als ihm bewusst wird, was sein guter Freund während der aktiven Militärzeit für schreckliche Dinge getan hat. Das hat man ihm zwar alles erzählt, aber erst bei diesem Einsatz wird ihm klar, was das wirklich bedeutet. „Henker, Mörder, Folterknecht“ – das war nicht nur so dahingesagt. Und damit hat Raja, der selbst auch keine weiße Weste hat, ein heftiges Problem. Kommt es jetzt zum endgültigen Bruch zwischen den zwei Freunden? Vor dieser Frage tritt die Geschichte um die Kinderschänder fast ein wenig in den Hintergrund.
Wie Raja und Vikram mit diesen Ambivalenzen auf lange Sicht umgehen können, wird sich erst mit der Zeit weisen – im nächsten Band also. Ich setzte da meine Hoffnung in die Autorinnen, denn die Reihe lebt vom Wechselbad der Gefühle: Harmonie und Freundschaft auf der einen und Gewalt und Chaos auf der anderen Seite. Ohne die sympathischen Familiengeschichten und das ganze Drumherum mit Kochen und Feiern und dem Kleinkindergewusel wäre die Reihe „nur“ ein finsterer Thriller mit politischem Hintergrund. Allzu viel Anlass zum Optimismus gibt die Lage in Kashmir ja nicht. Raja und seine ebenso liebenswerte wie unübersichtliche Sippe werden dringend gebraucht, denn sonst fehlt zu den Intrigen, Rachephantasien und Gewaltorgien das Gegengewicht. Also, Jungs: Kriegt euch gefälligst wieder ein!
Unterhaltung vom Feinsten
Auf sieben Bände ist die Reihe angelegt. Das sind ja nur noch zwei! Ich weiß gar nicht, was ich machen soll, wenn die Kashmir-Saga fertig erzählt ist. Ich hab mich so sehr an die Romanhelden gewöhnt, dass es mir nicht mal mehr auffällt, dass sie fortwährend Begriffe in Hindi, Arabisch, Urdu, Farsi oder Englisch einstreuen. Ich schau nur noch in Ausnahmefällen hinten im Glossar nach, was das genau bedeutet. Wie sie’s meinen, wird ja aus dem Zusammenhang klar.
Was ich sehr zu schätzen weiß, ist das Personenverzeichnis. Auch wenn ich es längst aufgegeben habe, Rajas Enkelschar auseinanderhalten zu wollen, komme ich manchmal mit den Namen der Nebenfiguren ins Schleudern („Was will denn der Computerspezl von der Haushälterin? Die ist doch mit dem Hausmeister verheiratet! – Ach nee, das ist eine andere.“).
Kurz und gut: Unterhaltung vom Feinsten. Alles ist drin: Liebe und Freundschaft, Rache und Hass, Zerstörung und Heilung … das ganze Leben eben.
5. Teil der bildgewaltigen Kashmir-Saga
SusanD, 10. Januar 2021 (4/5)
Ex-Agent Vikram Sandeep führt mit seiner Frau Sameera, Traumatherapeutin, das Waisenhaus Dar-as-Salam im politisch instabilen Kashmir. Als einer ihrer Schützlinge in einem Zeitungsartikel über eine hochrangige Persönlichkeit einen seiner Peiniger entdeckt, beschließen Vikram und Sandeep, gemeinsam mit ihrem Freund Raja Sharma, einem Kinderschänderring das Handwerk zu legen. Dabei geraten sie nicht nur in höchste Gefahr, sondern durch das Auftauchen eines Mannes aus Vikrams Vergangenheit scheint auch die tiefe Freundschaft zwischen den FAmilien zu zerbrechen ....
"EIn Lied in der Nacht" ist bereits der fünfte Band der KASHMIR-SAGA um das Waisenhaus Dar-as-Salam und die befreundeten Familien von Vikram und Sameera und Raja und Sita, in denen die beiden tollen Autorinnen Simone Dorra und Ingrid Zellner nicht nur eine tief emotionale Familiensaga ersonnen haben, sondern auch das ferne Kashmir mit seinen großen Problemen den Lesern näherbringen. Gerade die politische Instabilität, die Ablösungsbestrebungen von Indien und die daraus resultierenden Probleme verdienen ein Hingucken der westlichen Welt!
Natürlich lässt sich dieser Band auch lesen, ohne die vorhergehenden Bücher zu kennen; durch das Personenverzeichnis und die vielen Rückblenden und Gespräche ist das Geschehen absolut nachvollziehbar. Schöner ist natürlich der Einblick in das große Ganze, die ganzen Entwicklungen und Verflechtungen - und die bildgewaltige Saga verdient auch das Lesen der kompletten Reihe.
Langsam und ruhig beginnen die beiden Autorinnen diesen Roman, als das Schicksal von völlig unerwarteter Seite zuschlägt. Die scheinbare exotische Idylle, die der Leser begierig aufsaugt, schlägt schnell ins Gegenteil um und nichts bleibt, wie es ist. Besonders erscheint in diesem Band auch, dass die eingeschworenen Familien diesmal nicht nur gegen die bösen Mächte außerhalb kämpfen, sondern auch ihre Freundschaft, der sichere Boden der Saga, in Gefahr gerät. Dabei werden die Leser konfrontiert mit der Frage nach Schuld und Sühne und müssen sich hier auch mit ihren eigenen Einstellungen auseinandersetzen.
Und Simone Dorra und Ingrid Zellner können auch "Krimi" - wenn die Ermittlungen zur Zerschlagung des Kinderschänderrings in atemberaubender Spannung den Leser voran treiben!
Obwohl es sich um eine Familien-Saga handelt, steht für mich doch immer das Land Kashmir im Mittelpunkt - dieses fremde Land zwischen exotischer Schönheit und innerer Zerrissenheit, zwischen Moderne und Tradition, zwischen Menschlichkeit und unvorstellbarer Brutalität. DAbei haben die Autorinnen nicht nur sehr gut recherchiert, sondern lassen ihre eigene Liebe zu diesem Land in jeden Satz einfließen.
Zum Glück gibt es ein ausführliches Glossar am Ende des Buches, so dass die fremden Begriffe genau erklärt werden. Dennoch hatte ich auch immer wieder Lust, weiter zu recherchieren und mehr zu erfahren, so dass ich viel lernen konnte.
Das Thema "Kindesmissbrauch" ist für sich genommen sehr schwer zu verkraften, doch ersparen uns Dorra/Zellner oft die wirklich schmutzigen Details, so dass es aushaltbar bleibt, darüber zu lesen. Unfassbar, wie rückständig die Gesetzeslage dazu in Indien und Kashmir ist!
Die Figuren sind mit sehr viel Liebe authentisch und mehrdimensional gezeichnet und ich konnte mit allen mitfiebern und mitfühlen; alle scheinen mir lebensecht zu begegnen und in Gesprächen erscheinen sie wie gute Bekannte oder gar Freunde, und das erlittene Leid fühlt sich fast an wie eigener Schmerz. Sehr schön, wie sie sich auch mit den Büchern weiterentwickeln und immer wieder neue Facetten kenntlich werden.
Und nur deshalb verzeihe ich dem Autorinnenpaar den fiesen Cliffhanger, der mich schon wieder sehnsüchtig auf den 6. Band warten lässt!
Bildgewaltig, emotional, ergreifend, spannend, nachdenklich, lehrreich - natürlich muss ich da eine Leseempfehlung aussprechen!
"Von Band zu Band lernt der Leser die Hauptfiguren besser kennen, entdeckt er bislang nicht augenfällig gewesene Facetten, mit denen die Autorinnen sie ausgestattet haben, erschrickt darüber, wie das immer geschehen kann, wenn man tiefer hineinblickt in einen Menschen, lässt dieser es denn zu und ist man gewillt, sich auch mit den verborgenen Schattenseiten eines bis dahin verehrten Helden auseinanderzusetzen. Und Auseinandersetzung ist immer auch eine Annäherung, lässt die Möglichkeit des Verstehens und damit der Vergebung offen, die für mich eine der wesentlichen Botschaften in diesem mich außerordentlich bewegenden Roman ist, in dem ich rein gar nichts vermisse, was ich mir – in Kenntnis der Vorgängerbände – von ihm versprochen habe und in dem die beiden Autorinnen einmal mehr ihr Füllhorn an erzählerischen Fähigkeiten, am Schaffen emotional bewegendster Momente und nervenzerreißender Spannung über die Leser ausgießen. Das ist perfekte Unterhaltung, ganz gewiss nicht weniger als das!" (EmiliAna, 5/5)